1806 – 1882
Ein Dämon sitzt im Hirne des
Poeten,
Ein wunderlich kurzweiliger
Geselle,
Er modelt und belebt mit
Blitzesschnelle
So Thier wie Menschen, Welten
und Kometen.
Bald greift er in die Zukunft,
wie Propheten,
Dann wieder rückwärts nach der
Zeiten Schwelle,
Begleitend folgt er jeder
Lebenswelle,
Zeigt uns am Ziel des Jenseit
Morgenröthen.
Doch nur nach Innen kann er so
gestalten,
Nach Außen ist sein Maaß von
Kraft gering
Und hülflos muß er da erfunden
werden.
Doch bleibt’s ein Geist, dess’
wunderbares Walten
Verklären kann auch das
geringste Ding,
Des Schöpfers reinster Abglanz
hier auf Erden.
Das stille Haus dort unter
alten Linden,
Wie ist es heut’ so doppelt
still, das Haus?
Ach! seine Herrin trugen sie
hinaus,
Das stille Haus, das letzte ihr
zu gründen.
Zum letzten Male sah sie Garben
binden,
Der Traubenlese frohen Saus und
Braus,
Und kommt der Winter nun mit
Sturm und Graus,
Wird er sie still in Frieden
schlafend finden.
Dann schüttelt er die grauen
Nordsturmflügel,
Streut seine weichen, weißen
Schlummerdecken
In Flocken rieselnd über ihren
Hügel.
Und wird der Lenz die Blüthen
auferwecken,
Blüht ihrer seele
Immortellenblume
Den ew’gen Lenz in Gottes
Heiligthume.